über das Festival cirqu' in Aarau, das Team, den Verein und seinen Vorstand, die Geschichte von cirqu' und der Alte Reithalle Aarau und die Unterstützer:innen des Festivals.
Das rund zehntägige Festival cirqu’ findet in der atmosphärisch einmaligen Alten Reithalle in Aarau statt und darüber hinaus in der ganzen Stadt auf weiteren Bühnen, in Chapiteaus und im öffentlichen Raum.
Nebst weit gereisten Bühnen- oder Zeltinszenierungen, die das aktuelle Zirkusschaffen überall auf der Welt geprägt haben, zeigt cirqu’ eine Vielfalt von unterschiedlichen Ästhetiken und Inhalten, von kleinen oder experimentellen Formen bis hin zu Stücken für die ganze Familie. Zehnminütige Inszenierungen finden genauso ihren Platz wie sich über viele Stunden oder gar über Tage hinziehende Performances. Von verspielt-fröhlich über tiefschürfend-nachdenklich zu kurzweilig oder geduldfordernd, mal schwindelerregend, mal humorvoll, mal provokativ – cirqu' überrascht immer wieder. Neben dem hochkarätigen internationalen Programm setzt sich das Festival mit diversen Formaten auch für die schweizerische Zirkusszene ein.
cirqu’ besteht seit 2015 und wird seit 2017 im Juni im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Die Trägerschaft des Festivals hat der Verein cirqu’Aarau. Er ist Mitglied des europäischen Netzwerks Circostrada und des Berufsverbands ProCirque.
Hinter cirqu’ steht ein kleines, engagiertes Team, das seit Anbeginn mit dabei ist. Über die Jahre ist – trotz des anspruchsvollen biennalen Rhythmus’ – ein grosses Vertrauen untereinander gewachsen - voller Neugierde, vor grossen Ideen nicht zurückschreckend, mit flachen Hierarchien und kurzen Kommunikationswegen.
Das kleine Team erweitert sich vor und während des Festivals um viele Menschen mit unterschiedlichen, spezifischen Kenntnissen und Aufgaben. Einmal dabei, kommen die meisten von ihnen gerne alle zwei Jahre wieder: Küche, Technik, Ticketverkauf, Workshops, Dokumentation, Einlass, Zeltaufbauten, Geländegestaltung, Graphik, Empfang, Kommunikation, Werbung … und vieles mehr. Diese Konstanz im Team macht cirqu’ aus.
Roman Müller und Madlaina Bundi sind ein konträres Duo, beide seit der ersten Stunde dabei. Sie: die wahrhafte Aarauerin des Teams, hält die Finanzen zusammen und kommuniziert, er dauernd unterwegs, vor Ideen sprudelnd und will alles unmöglich Erscheinende umsetzen - ein Spannungsfeld, mit dem sie umzugehen wissen.
Als künstlerischer Leiter entwickelt Roman Müller die inhaltliche Vision von cirqu’ und steht mit Kooperationspartnern und Künstler:innen in engem Austausch, um alle zwei Jahre zu einem einmaligen Festival einzuladen.
Roman Müller – selbst Jongleur – lebt seit über 30 Jahren mit und für den zeitgenössischen Zirkus. Mit seiner Compagnie Tr’espace tritt er viele Jahre weltweit auf und wird mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.
Madlaina Bundi (BA Soziologie und Kommunikation, MA Vergleichende Medienwissenschaft, Weiterbildung Kulturmanagement) ist Gründungsmitglied von cirqu’ und hält als wahrhafte Aarauerin die Verbindung zur Stadt. Als Geschäftsführerin verantwortet sie die Finanzen und leitet den gesamten Bereich der Kommunikation nach innen und aussen.
Edith Szabò und Nik Friedli verantworten gemeinsam den komplexen Bereich der technischen Leitung des Festivals. Als eingespieltes Team mit sehr unterschiedlichen Temperamenten und Schwerpunkten, schaffen sie es, aus herausfordernden Bühnenanweisungen den idealen Rahmen für jede einzelne Produktion zu kreieren. Zusammen bringt sie nichts aus der Ruhe.
Licht und Lichtgestaltung sind die Spezialgebiete von Edith Szabò. Seit 1994 arbeitet sie daran, Kunst und Theater mit Licht zu inszenieren, beispielsweise beim Theater Marie oder mit Ruedi Häusermann oder als technische Leitung des Theater Tuchlaube Aarau. Zusätzlich zur Arbeit für cirqu’ unterstützt sie mit ihrem Knowhow Projekte aus der freien Theater- und Zirkusszene.
Nik Friedli absolviert die Ausbildung zum Tontechniker (SAE) in bis hin zum Prüfungsexperten „Veranstaltungsfachmann EFZ“. Seit 2007 arbeitet Nik als Techniker in Aarau, als technischer Leiter im Theater Tuchlaube oder als Szenograf bei der Jungen Marie, aktuell – neben der Arbeit für cirqu’ - als Co-Leitung und Technischer Leiter des «fanfaluca» Festivals.
Den Blick immer auf das Wesentliche gerichtet, engagiert sich das Organisationstalent Laura Olgiati (BA Internationale Beziehungen an der Uni Genf und Kulturmanagement am Goldsmiths College London) für cirqu’. Mit ihrer strukturierten, analytischen und lösungsorientierten Arbeitsweise unterstützt sie das Festival und bringt ihr Wissen über den zeitgenössischen Zirkus in Europa ein. Von Anfang an bei cirqu’ dabei, schafft es Laura, eine Leitungsposition bei Impact Hub Zürich und die Produktion bei cirqu’ zu verbinden.
Seit den Anfängen von cirqu’ ist Ute Classen eine wichtige Beraterin und Mitarbeiterin für Roman Müller, den sie bereits vorher bei seiner künstlerischen Laufbahn als Managerin begleitet hat. Ute kennt und verbindet beide Seiten: die der Künstler:innen als Künstlermanagerin und die der Veranstaltenden als Produktions- und Projektleitung für Festivals. Sie ist der erfahrene Fels in der Brandung bei cirqu’.
Jeanine Ebnöther Trott lernt cirqu’ als Künstlerin kennen. Nach mehreren Auftritten will sie sich vermehrt bei cirqu’ engagieren. Nun ist sie an allen möglichen Orten und Baustellen während des Festivals anzutreffen und in die Planung von speziellen Projekten involviert – beispielsweise 2023 in Organisation und Begleitung der Auftritte von Cie XYs «Les Voyages» mit allen Haupt- und Nebenschauplätzen. Sie hat an der Ecole supérieure des arts du cirque in Brüssel studiert, ist mit verschiedenen, auch eigenen Projekten unterwegs und war Teil der Leitung des Zirkusquartier Zürich.
Mirjam Hildbrand zählt seit 2025 zum Team von cirqu’. Als Forscherin, Dialogpartnerin, Gastgeberin, Strategin, Organisatorin und Doktorin phil führt sie bei cirqu’ die verschiedenen Themenbereiche konzeptionell zusammen, entwickelt Handlungsstränge, schreibt Programmtexte. Bereits 2021 hat sie das Projekt cirqu’ im Stadtmuseum massgeblich mitgestaltet.
Alle zwei Jahre räumt der Archäologe Hannes Flück nicht in der Vergangenheit auf und bringt vergrabene Schätze ans Licht, sondern organisiert die freiwillig Helfenden, deren Mitarbeit von unschätzbarem Wert ist. Seine Faszination für den zeitgenössischen Zirkus fusst auf seinen Erfahrungen in einem Laienzirkus.
Hannes studiert von 1997 bis 2004 an der Universität Basel Ur- und Frühgeschichte, Mittelalterarchäologie und Ethnologie, arbeitet seither für verschiedene Kantonsarchäologien in der Schweiz und doktorierte 2015 in provinzialrömischer Archäologie. Mittlerweile verantwortet Projekte und freut sich alle zwei Jahre auf seine Zeit bei cirqu’.
cirqu’Aarau ist der Trägerverein des Festivals, gegründet 2014, mit Sitz in Aarau. Seine primäre Aufgabe ist die Kuration und Organisation des Festival cirqu’.
Zusätzlich zum Festival unterstütz cirqu’Aarau Projekte und Künstler:innen mit seiner Expertise, vor allem mit administrativen Aufgaben. Aktuell begleitet cirqu’ im administrativen Bereich die Cie. unlisted, die Aargauer Gruppe Roikkuva und das Projekt Müller&Müller.
cirqu’Aarau übernimmt auch künstlerische Auftragsarbeiten, wie beispielsweise die Ko-Kuration für die Sparte Zirkus der Bühne Aarau ab der Saison 24/25, die Kuration des Programms für das Kurtheater im Rahmen des Bäderfestes in Baden 2022, die Konzeptionierung und Umsetzung des Aargauer Tages an der Fête des Vignerons in Vevey 2019 oder den Empfang des Aargaus als Gastkanton am Marché de Coucours in Seignelégier 2022.
cirqu’Aarau ist Mitglied im Schweizer Verband für Zirkusschaffende Procirque und im Europäischen Netzwerk circostrada. In Zusammenarbeit mit Berlin Circus Festival und dem Wiener Festival ON THE EDGE entwickelt cirqu’ das Projekt Circus Re:searched (2019 – 2022, unterstützt von Pro Helvetia) Im selben Zeitraum ist cirqu’ assoziierter Partner von der Europäischen Förderplattform circusnext.
Der Vorstand von cirqu’Aarau setzt sich zusammen aus Barbara Deucher (cirqu’Präsidentin, Betriebswirtin & Strategische Kommunikationsberaterin), Nadine Tobler (Leiterin ThiK Baden), Olivia Müller (Rechtsanwältin – Leiser Meyer Müller), Gabriela Käser (Gerichtsschreiberin) und Ernst Jäggli (ehemals: Gesamtleiter des Stadttheater Langenthal).
Drei Faktoren tragen massgeblich zur Erfolgsgeschichte von cirqu’ bei: Erstens besteht 2012 mit der noch leeren Alten Reithalle ein Ort, an dem Visionen nicht nur entstehen, sondern auch realisiert werden können. Zweitens wünscht sich die Stadt Aarau ein strahlkräftiges Festival im Bereich der darstellenden Künste und drittens ist das Festival auch Teil einer zeitgenössischen Zirkus-Bewegung im deutschsprachigen Raum, die seit den 2010er Jahren mit den Gründungen von entsprechenden Berufsverbänden, Netzwerken, Probe- und Residenzorten und eben auch Festivals sichtbar wird. Gegen Ende der 2010er Jahren ändert sich auch die förderpolitische Einschätzung: Zirkus gilt als Kultur und ist damit förderungswürdig. Diese Veränderung äussert sich auch in der vielfachen Nennung des Stichworts Zirkus in der Kulturbotschaft 2025-2028 des Bundes. Das Festival cirqu’ entsteht im richtigen Moment und trägt mit seiner Ausstrahlung und Qualität zur Entwicklung und Professionalisierung des zeitgenössischen Zirkus' in der Schweiz bei.
cirqu’ ist eng mit der Alten Reithalle Aarau verbunden, denn genau hier, in dieser ehemaligen Reithalle an zentraler Lage in Aarau, entsteht die Idee des Festivals. So lohnt es sich mehr über diesen Ort zu erzählen.
Die Reithalle Aarau
Die Alte Reithalle wird im 19. Jahrhundert für die Kavallerie des Schweizerischen Militärs gebaut und bis 1972 entsprechend genutzt. Nach dem Ende dieser Ära wird sie der privaten Sportreiterei zur Verfügung gestellt. Der Abbruch der Reithalle scheint bevorzustehen, denn der Verein wirbt für sein Angebot: «Wenn du noch in der alten Kavalleriehalle reiten willst, musst du jetzt dem Reitverein beitreten; sie wird nämlich in Kürze abgerissen.»
Die Umgestaltung der Alten Reithalle zur Stätte für Kunst und Kultur
Nach dem Ende der Sportreiterei ist die weitere Nutzung des Gebäudes lange ungeklärt. Zeitgleich kämpfen Aargauer Kultur- und Theatergruppen für ein Haus für die Darstellenden Künste. Ab 2011 darf das Theater Tuchlaube Aarau (heute Bühne Aarau) die damals nicht isolierte, nicht heizbare Halle jeweils in der Sommersaison zwischennutzen. Die Grösse und das Ambiente der Halle eröffnen ungeahnte Möglichkeiten. Bühnenschaffende greifen diese auf und füllen den Raum mit ersten Inhalten. Bereits in der zweiten Sommersaison wird die Halle zum Spielort für Zirkusproduktionen von regional verankerten Künstler:innen: 2012 spielt die Aargauer Gruppe Roikkuva ihr Stück «Mädchen Mädchen», ein Jahr später ist der Jongleur Roman Müller bzw. seine Compagnie Tr’espace mit dem Stück «ArbeiT» zu Gast und kehrt 2014 mit der Produktion «Le Cercle» zurück. Die Alte Reithalle fasziniert den weitegereisten Artisten - und die Idee eines Festivals für Zeitgenössischen Zirkus in diesen Räumlichkeiten nimmt langsam Form an. Peter-Jakob Kelting, damaliger Intendant der Bühne Aarau, unterstützt das Projekt massgeblich und seither ist der Zeitgenössische Zirkus Teil des Programms der Alten Reithalle. Der damals kühne Traum eines Zirkusfestivals in der Alten Reithalle Aarau wird 2015 wahr und cirqu’ entwickelt sich binnen weniger Jahre zu einem Fixpunkt in der Kultur- und Festivallandschaft mit einer breiten Publikumsresonanz.
Der Umbau der Alten Reithalle und die heutige Nutzung
Mit der Inszenierung «Le Vide, essaie de cirque» wird die Alte Reithalle im Juni 2019 bis zu ihrem Scheitelpunkt in 16 Metern Höhe bespielt. Dieses Ereignis setzt den Schlusspunkt des Festivals und beendet gleichzeitig diese Phase der Zwischennutzung. Die lang geplanten Renovationsarbeiten beginnen und die Alte Reithalle wird unter der Leitung der Architekten Barão-Hutter und des Intendanten Peter-Jakob Kelting zu einem modernen, multifunktionellen Theaterraum umgebaut. Es gelingt was oft bezweifelt wurde: Der historische Charme der Alten Reithalle bleibt erhalten.
Die Alte Reithalle ist nun ein Mehrspartenhaus unter der Leitung der Bühne Aarau und verbindet klassisches Theater, Zirkus und Tanz mit innovativen Formen und bringt Produktionen aus dem In- und Ausland nach Aarau. Ausserdem werden in der Alten Reithalle klassische Konzerte unter der Leitung von argovia philharmonic veranstaltet. Mit dem Festival 2023 kehrt cirqu‘ wieder zurück – in die neue Alte Reithalle.
Zu den einzelnen Ausgaben des Festivals seit 2015 erfahren Sie mehr in unserem Archiv:
cirqu’ ist nicht möglich ohne Unterstützung und Förderung – und wir sind sehr dankbar, dass uns viele Unterstützer und Förderer seit unseren Anfängen begleiten. Allen voran seien der Kanton Aargau, die Stadt Aarau und unser engster Partner, die Bühne Aarau, erwähnt. Ebenfalls von Beginn dabei sind die Ernst Göhner Stiftung, das Migros Kulturprozent und die Stiftung Corymbo. Über die Jahre reihen sich weitere Stiftungen und Institutionen in die Liste der Unterstützer ein: Pro Helvetia, Kultur macht Schule, Aargauer Kuratorium, HLB Stiftung, Stiftung Lebensraum Aargau, Temperatio, Stanley Thomas Johnson Stiftung, Godi Hertig Stiftung, Kulturstiftung der CS, Ambassade de France, British Council, Circusnext.
Immer wieder öffnen uns Aarauer Kulturinstitutionen oder Häuser ihre Türen, allen voran die Bühne Aarau und das Stadtmuseum Aarau, aber auch das Forum Schlossplatz, die Bar im Stall oder das KIFF. Ensembles wie die argovia philharmonics oder die Stadtmusik Aarau lassen sich gerne und immer wieder für unsere Ideen begeistern.
Schärer Rechtsanwälte, Garage Rebamann, DS Store Aarau, unser Techniklieferant smARTec, der Aarauer Hof und Aarau info sind ebenfalls jahrelange Partner. Wir könnten hier die Liste um viele Aarauer Geschäfte und Gewerbetreibende ergänzen, die uns alle zwei Jahre ihre Schaufenster zur Verfügung stellen oder uns auf anderen Wegen unterstützen. Sie alle werden im Programmheft aufgeführt, welches Anfang April veröffentlicht wird.
Ihnen allen sowie all denen, die hier nicht aufgelistet sind, gebührt langer Applaus und ein herzliches Dankeschön.